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Erstellung eines Blackout Konzepts für ein Alten- und Pflegeheim

Kurzbeschreibung

Im Februar 2022 lud die Abteilung Soziales des Land Oberösterreich in Abstimmung mit den Oberösterreichischen Sozialhilfeverbänden in Kooperation mit dem Ober-österreichischen Zivilschutzverband zu zwei Online-Blackout-Schulungen für (künftige) Blackout-Verantwortliche von Sozialhilfeverbänden und Pflegeeinrichtungen. Parallel dazu erging seitens der Heimaufsicht der Auftrag an alle Pflegeeinrichtungen in Oberösterreich, bis spätestens Ende Oktober 2022 für jede Einrichtung ein Blackout-Vorsorgekonzept zu erstellen und der Heimaufsicht vorzulegen. Bei einem Blackout muss mit einem Totalausfall der Infrastruktur gerechnet werden. Hilfe von außerhalb des Schadensraums ist aufgrund der Größe des betroffenen Raums nicht verfügbar. Mit einem Blackout fallen zeitnah so gut wie alle lebenswichtigen und stromabhängigen Infrastrukturen aus oder stehen nur mehr sehr eingeschränkt zur Verfügung. Binnen kurzer Zeit ist die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet.
Kritische Infrastrukturen sind jene Infrastrukturen (Systeme, Anlagen, Prozesse, Netz-werke oder Teile davon), die eine wesentliche Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen haben (im hier relevanten Zusammenhang insbesondere in der jeweiligen Gemeinde) und deren Störung oder Zerstörung schwer-wiegende Auswirkungen auf die Gesundheit, Sicherheit oder das wirtschaftliche und soziale Wohl großer Teile der Bevölkerung oder das effektive Funktionieren von staatlichen Einrichtungen wie z. B. Alten- und Pflegeheime haben würde.
Da Versorgungsengpässe mit Strom / Energie bzw. überhaupt ein Blackout und dessen Folgen grundsätzlich nicht verhindert werden können, muss der Fokus – auch für Pflegeeinrichtungen – auf den Anstrengungen zur Milderung der Folgen liegen. Dafür sind entsprechende staatliche und private Vorsorgen zu treffen. Aber auch für die Bewältigungs- und Wiederherstellungsphase gilt es, sich entsprechend vorzubereiten.

Entstehungsprozess

Vielen Menschen insbesondere auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Alten- und Pflegeheimen sind die Folgen eines Blackouts nicht bewusst; vor allem, dass es nicht nur um einen Strom-, sondern um einen beinahe kompletten Infrastruktur- und damit Versorgungsausfall in allen Lebensbereichen geht.

Verantwortungsträger:innen und auch Mitarbeiter:innen von Alten- und Pflegeheimen als besonders sensible Einrichtung mit vulnerablen Personen haben ganz generell und insbesondere im Krisenfall besondere Schutzpflichten ihren Bewohnerinnen und Bewohnern gegenüber. Daher ist es insbesondere auch für sie essentiell, bereits in Vor-Krisen-Zeiten Überlegungen anzustellen, wie im Notfall vorzugehen ist, allenfalls auch was im Notfall nicht mehr möglich / verfügbar und wie darauf zu reagieren ist. Das gilt sowohl für den Dienst im Alten- und Pflegeheim, aber auch für das private Umfeld. Wenn sie mit der Krisenbewältigung zu Hause befasst sind, können Mitarbeiter:innen ihre Aufgaben im Alten- und Pflegeheim nicht mehr wahrnehmen.
Für die Vorbereitung der Mitarbeiter:innen auf den Krisenfall sind einige Themen von besonderer Wichtigkeit, um die Handlungssicherheit und Einsatzbereitschaft im Rahmen des Heimbetriebs bei einem Blackout sicherstellen zu können.

Zielsetzungen

Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen zur Vorsorge für den Privathaushalt. Die allgemein formulierten Informations-Ziele für die Bevölkerung gelten auch hier:
- Jeder Haushalt soll für mindestens 10-14 Tage autark sein.
- Die Bevölkerung und alle relevanten Akteurinnen und Akteure sollen über ein gemeinsames Wissen zum Blackout und ein gemeinsames Bewusstsein zur Blackout-Vorsorgenotwendigkeit verfügen.
- Die Erstellung eines Familiennotfallplans (Bevorratung, Arbeitsverteilung in der Familie, Kinderbetreuung, ...) wird dringend empfohlen.
Letztverantwortliche:r Entscheidungsträger:in im Krisenmanagement eines Alten- und Pflegeheimes ist die:der jeweilige Hausleiter:in.
Im Verantwortungsbereich der Hausleiterin bzw. des Hausleiters sind wiederrum die jeweiligen Bereichsleiter:innen für ihre Bereiche zuständig und der:dem Hausleiter:in gegenüber verantwortlich (Leiter:in für Betreuung und Pflege, Haustechnik, Küche, Reinigung).
Insbesondere die:der Leiter:in für Betreuung und Pflege hat ebenfalls in der Gesamtverantwortung der Leitung im Not- / Krisenfall die Betreuung und Pflege der Bewohner:innen sicherzustellen (je nach vorliegendem Notfall, allenfalls in einem veränderten Umfang, der nach Möglichkeit bereits in Grundzügen in Vor-Krisen-Zeiten überlegt werden sollte, um im Krisenfall darauf vorbereitet zu sein und um Stresssituationen nur im unbedingt erforderlichen Ausmaß entstehen zu lassen). Aufgrund der Vielfältigkeit der Aufgaben, der Betroffenheit aller Bereiche eines Alten- und Pflegeheims, des meist bestehenden Zeitdrucks insbesondere am Beginn eines Krisenbetriebs und des Erfordernisses einer koordinierten und möglichst effektiven Vorgangsweise und Entscheidungsfindung ist es in der Regel der:dem Hausleiter:in nicht möglich, die Leitungsfunktion im Alten- und Pflegeheim alleine wahrzunehmen. Gleiches gilt insbesondere in größeren Einheiten auch für die:den Leiter:in für Betreuung und Pflege und ihren bzw. seinen Verantwortungsbereich. Krisensituationen machen daher im Allgemeinen arbeits-teilige Unterstützung der jeweiligen Leitung und die Einbindung von Bereichsverantwortlichen in den Entscheidungsprozess, also die Bildung von Notfallteams als organisatorisch zusammengefasste Personengruppe zur Beratung und Unterstützung der bzw. des Leitungsverantwortlichen bei Wahrnehmung der Führungsaufgaben, erforderlich, wobei beides (Arbeitsteilung und Fachwissen) je nach Komplexität, Umfang und Dauer des Krisenereignisses mehr oder weniger ausgeprägt und spezialisiert sein sollte.

Ein Notfallkonzept „Blackout“ soll als Organisationsinstrument zur Bewältigung einer Blackout-Situation im Betrieb eines Alten- und Pflegeheims dienen und Verantwortungsträgerinnen und -trägern im Alten- und Pflegeheim und den im Haus beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege, Betreuung, Verwaltung, Haustechnik, Küche, Reinigung, Wäscherei... im Notfall Anleitung und Sicherheit geben.
Es soll Führungskräften als Grundlage zur Entscheidungsfindung und zur Erteilung von klaren Handlungsaufträgen im Notfall dienen, um einerseits Stresssituationen möglichst zu vermeiden und andererseits eine strukturierte Vorgehensweise und damit einen koordinierten und zielgerichteten Betrieb des Alten- und Pflegeheims auch im Notfall sicherzustellen.
Auch für Mitarbeiter:innen von Pflegeeinrichtungen ist es essentiell, bereits in Vor-Krisen-Zeiten Überlegungen anzustellen, wie im Notfall vorzugehen ist. Sie sind deshalb bezüglich der erforderlichen, im Notfallkonzept festgelegten Maßnahmen im Alten- und Pflegeheim zu schulen, um ihre Handlungssicherheit und Einsatzbereitschaft im Rahmen des Betriebs des Alten- und Pflegeheims bei einem Blackout sicherstellen zu können. Voraussetzung dafür sind neben aussagekräftigen Notfallkonzepten auch regelmäßige Informationsveranstaltungen und Schulungen.
Notfallkonzepte sind von der:dem jeweiligen Hausleiter:in nach Bedarf, mindestens aber jährlich, auf ihre Vollständigkeit und Richtigkeit hin zu überprüfen, erforderlichenfalls zu überarbeiten und auf den neuesten Stand zu bringen. Empfohlen wird eine regelmäßige Überprüfung bei Änderung von Daten.

Auswirkungen

Die Verantwortlichen im SENIORium Bad Kreuzen haben das Konzept einem Probebetrieb unterzogen und in einer Nachbesprechung mit allen Bereichsleiterinnen und Bereichsleiterin evaluiert. Interessant war, dass sich die Mitarbeiter:innen durch das Vorliegen des Konzeptes sicher gefühlt haben. Natürlich ist ein Probetag etwas kurz, die meisten Einschränkungen konnten jedoch simuliert und das Vorgehen getestet werden. Die Mitarbeiter:innen konnten die Bewohner:innen an diesem Probetag und unter Simulation der Krisensituation sicher und angemessen begleiten, das Fehlen von Fernseher und Radio war für die Bewohner:innen die größte Einschränkung. Leider gibt es dafür keine Lösung, da das Kabelfernsehen bei Stromausfall nicht funktioniert. Die Versorgung mit Essen und Trinken sowie die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung funktionierten einwandfrei und trugen zur Beruhigung der Bewohner:innen bei. Die Mitarbeiter:innen wurden für den Ernstfall und das notwendige Vorgehen sensibilisiert. Dies hat viele von ihnen veranlasst, auch privat Vorsorge zu treffen.

Auf einen Blick

Organisation Bezirksalten- und Pflegeheim SENIORium Bad Kreuzen
Träger Sozialhilfeverband Perg
Qualitäts- und Ergebnisfelder
  • 3.8. Facility Management
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